Wie mein innerer Esel mein erholsames Wochenende rettete

Vor mir lag ein schönes erholsames Wochenende und mein Verstand machte Stress: Belastende Gedanken, Sorgen und ein schlechtes Gewissen nahmen Anlauf, mir das Wochenende gründlich zu vermiesen.

Das ist meine Erfolgsgeschichte, wie mir mein innerer Esel
zu einem entspannten, erholsamen Wochenende verhalf.

Rückblick: Mein Mann und ich haben den Alltag hinter uns gelassen und sind übers Wochenende an die See gefahren. Der Luxus, zwei Tage lang spontan entscheiden zu können, welchem Bedürfnis ich folgen möchte, liegt vor mir und fühlt sich himmlisch an. Gleich am ersten Tag starte ich am  menschenleeren weiten Nordseestrand zu einen Morgenspaziergang. Die Sonne strahlt vom blauen Himmel, es ist kalt und wunderschön. Aber

mein schlechtes Gewissen erwacht mit den vorwurfsvollen Worten:

„Eigentlich meine Liebe, hast du weder die Zeit, noch das Recht das Nichtstun zu genießen.“ Ach was, denke ich, zwei freie Tage tun mir gut, das habe ich verdient. Aber mein Gewissen argumentiert weiter: „ Naja, wenn man den An- und Abreisetag mitrechnet, sind es fast 4 Tage. Eine Menge Zeit und du meinst, du kannst dir das leisten?“

Ja, das kann und will ich, denke ich festentschlossen und schaue aufs Meer. Die innere Stimme legt nach: “Wenn ich daran denke, was das zuhause für einen Stress geben wird. Durch den Feiertag haben wir nur eine kurze Woche vor uns. Also wenn du mich fragst, das gibt ordentlich Druck und ….“

„Stopp!“ rufe ich verärgert

und stelle fest, dass dieses Wort laut aus mir heraus kam. Ich schaue mich um, es ist niemand in meiner Nähe. Ich bin nun wild entschlossen die Stimme meines Gewissens zu überhören. Ich werde mich jetzt entspannen und ich werde meine Freizeit genießen!

Weiter komme ich nicht „Hast du daran gedacht, dass die Nachmittage der nächsten Woche voll belegt sind mit Terminen und eigentlich nur die Vormittage zur Büroarbeit bleiben?“ stichelt mein Gewissen weiter. Es ist wirklich zum Verzweifeln und Haare raufen.

Ich brauche Hilfe, um aus diesem Gedankenkarussell auszusteigen! So bitte ich meine himmlischen Helfer um Rat und erwarte eine liebevolle Stimme, die mir einen Tipp ins Ohr flüstert oder eine einfache Idee auftauchen lässt, die für Ruhe sorgt und mich von meinen Qualen befreit. Aber nichts dergleichen passiert. Wütend stapfe ich weiter entlang der Brandung,

als sich in meinen Gedanken ein Esel zu mir gesellt.

Er trottet einfach neben mir her, ich stapfe energisch weiter. Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass es ein Packesel ist, der mit gesenktem Blick zwei große alte leere Säcke links und rechts trägt.

„Was willst du?“ frag ich ihn.
„Und selber?“ ist seine Antwort.
„Ich bin wütend!“ sage ich verärgert und beschleunige meinen Schritt.
„Macht es dir Spaß wütend zu sein?“ will der Esel wissen.
„Nein“, ist meine knappe unglückliche Antwort.
„Mein Vorschlag, du gibst deine Wut ab“, sagt er ohne seinen Blick  vom sandigen Boden zu wenden.
“Bitte was, wie?” frage ich erstaunt.
“Leg deine Wut in meinen linken Sack!” fordert er mich auf.
Wenn’s hilft, denke ich und bemängele: „Der Sack ist unten offen, da fällt ja alles durch.“ Der Esel murmelt:

„Soll ich den Mist für dich schleppen und verwahren?

Nein, nein, das bleibt besser hier, das Meer kümmert sich drum.“ Wir laufen weiter. „Ich habe mich übernommen“, klage ich ihm. „Zu viele Termine, zu wenig Zeit, ich kann meinen Kurzurlaub nicht mehr genießen, wenn ich an all die Aufgaben und Termine nur denke, die mich in Köln erwarten.“ Der Esel trabt unberührt weiter und setzt nur einen trockenen Kommentar in meine Richtung ab:

„Frust und Sorgen auch linke Tasche.“

Wir laufen eine Weile schweigend nebeneinander her. Ich habe kapiert, weitere negative Gefühle, stecke ich in seinen linken Sack. Leise nickt er jedes Mal zustimmend. „Wofür ist der andere Sack?“ frage ich den Esel schließlich. Der Sack auf seiner anderen Seite ist unten zugenäht. Er antwortet wieder einmal mit einer Gegenfrage:

„Hast du hier an der See Termine, Aufgaben oder Verpflichtungen, denen du nachkommen musst?“
„Nein“, antworte ich. „Hast du nächste Woche in Köln Termine, Aufgaben oder Verpflichtungen?“ fragt er mich. „Ja“, bricht es aus mir heraus und ich will gerade loslegen und ihm alles aufzählen, da unterbricht er mich. „Nein, nein, lege jetzt jeden Gedanken an diese Termine und Aufgaben in meinen Sack auf der rechten Seite.“

Meine „To-Do-Liste“ taucht vor meinem inneren Auge auf und sie ist erschreckend lang. Wie vom Esel angedacht, stecke ich jeden Termin, jede Aufgabe  in den rechten Sack. „Wird dir das nicht zu viel?“ frage ich ihn. „Das bisschen!“ lacht er auf. Da verliere ich alle Hemmungen und lade ihm wahllos auf, was mich belastet.

Es fängt an mir richtig Spaß zu machen.

Sein zustimmender Kommentar: „Gut so, lass es alles los, trenne dich jetzt davon. Ich verwahre es für dich bis du wieder Zuhause bist, versprochen. Und falls du es in Köln noch brauchst, öffnen wir diesen Sack und du bedienst dich.“

Das klingt gut. Während ich laufe beruhigt mich das ständige Einrollen der Brandung und immer wenn ein belastender Gedanke auftaucht, landet er im Sack des Esels.

Negative Gefühle und Sorgen – linker Sack,
Termine, Aufgaben – rechter Sack!

Irgendwann stelle ich fest, dass ich weit gelaufen bin und den Esel völlig vergessen habe. Ich schicke ein lächelndes liebevolles Dankeschön an ihn und in mein Wochenende.

Zurück in Köln brauche ich den Sack nicht mehr, nach einem erholsamen Wochenende starte ich schmunzelnd in eine kurze Arbeitswoche.